Whitmore Felicity

🎤🎤🎤#Autorenvorstellung 🎤🎤🎤

Heute möchte ich euch die sehr sympathische Autorin Felicity Whitmore vorstellen.
Vielen Dank, dass du heute mein Gast bist und dich hier vorstellst.

Der Wunsch zu schreiben

Erinnerungen trügen und ich frage mich oft, ob es tatsächlich Daphne Du Mauriers Buch Rebecca gewesen sein kann, das in mir den Wunsch zum Schreiben weckte. Denn als ich meine erste Geschichte schrieb, war ich erst zwölf Jahre alt. Habe ich dieses Buch tatsächlich schon vorher gelesen? Ich weiß noch, dass ich es bei meiner Großtante fand. Sofort habe ich mich in die Lektüre gestürzt. Ich tauchte in eine neue, faszinierende Welt ein und lebte die nächsten Wochen auf Manderley. In einer Lesepause räumte ich, zur großen Freude meiner Mutter, meinen Schreibtisch auf. Dann nahm ich auf meinem knall orangefarbenen Schreibtischstuhl Platz, malte mir eigenes Briefpapier mit meinen Initialen am Kopfende der Seite, und stellte mir vor, ich sei die neue Herrin Manderleys, die grade ihre Post im Morgenzimmer beantwortete. Am nächsten Tag setzte ich mich wieder an meinen Schreibtisch, vor mir lag mein Briefbogen: Weißes Papier, das darauf wartete beschrieben zu werden. Und plötzlich wusste ich, dass ich schreiben musste. Eine Geschichte, in der meine Heldin sich so verhalten würde, wie ich es mir vorstellte. Eine Heldin, die eine Mrs Danvers schneller rausschmeißen würde, als Maxim überhaupt den Namen „Rebecca“ aussprechen konnte und in der mein Manderley kein Opfer der Flammen werden würde.

Kurz darauf entdeckte ich Agatha Christie und verschlang in einem einzigen Sommer nahezu alle Kriminalromane von ihr. Als der letzte Mord gelöst war, las ich aus Verzweiflung darüber, Hercule Poirot, Miss Marple und Mrs. Oliver hinter mir lassen zu müssen, Agatha Christies Autobiographie Meine gute alte Zeit. Darin beschreibt sie ausführlich ihren Weg zur Schriftstellerei und in diesen Tagen nahm der bis dahin eher diffuse Wunsch zu schreiben, konkrete Gestalt an.

Damals habe ich meinen Eltern erklärt, dass ich Schriftstellerin werden wolle, sie haben mir nicht widersprochen, mich nicht ermahnt, erst einen „anständigen“ Beruf zu erlernen, denn meine Berufswünsche hatten sich bis dahin regelmäßig geändert und Schriftstellerin war nicht der exotischste Wunsch unter ihnen. Mit vier Jahren war mir klar, dass es das Beste für mich wäre, Bäuerin zu werden, wenig später entschied ich mich doch lieber für eine Laufbahn als Kapitänin, bevor ich dann auf die Idee kam, Zirkusartistin zu werden. Meine Eltern registrierten nun also den neusten Berufswunsch ihrer Tochter ohne größere Überraschung und meine Mutter trat mir ihre alte Schreibmaschine ab. Ich begann zu schreiben. In meiner Cousine fand ich eine Verbündete, die ich schnell überreden konnte, auch Autorin werden zu wollen. Gemeinsam begannen wir also jede mit einer Geschichte. Meine Schreibpartnerin gab zwar nach der ersten Seite den Wunsch der Schriftstellerei wieder auf, las aber brav meine Geschichte, die ich in wenigen Tagen fertig gestellt hatte. Sie umfasste immerhin 100 Seiten und ich gab ihr den Titel „Der Sonne entgegen“. Meine erste Leserin war voll des Lobes und mit geschwollener Brust entschied ich, mich nun erst einmal auf den Lorbeeren ausruhen zu können. Die erste Geschichte war schließlich geschrieben und somit der Grundschein für ein erfolgreiches Schriftstellerleben gelegt.

Im Laufe der folgenden Jahre ging zwar leider mein Erstlingswerk verloren, der Wunsch zu schreiben, blieb jedoch immer in mir verankert. Genau wie damals, ist es auch heute noch das weiße Blatt, das mich auffordert zu schreiben. Die leeren Seiten schreien danach, von mir beschrieben zu werden. Welten wollen erschaffen werden, deren Erschaffer ich sein möchte. Ich habe mittlerweile unzählige Bücher gelesen, sehr viele haben mich tief beeindruckt und ihre Spuren in meinem Inneren hinterlassen.

Immer wieder spürte ich den Drang zu schreiben, immer wieder kam ich davon ab. Agatha Christie und Daphne Du Maurier tauchten jedoch immer wieder in meinem Leben auf. Ich begegnete ihnen, wenn ich nicht damit rechnete und dann war mir plötzlich wieder klar, dass ich schreiben muss. Dass ich niemals zufrieden sein wüde, wenn ich mich davon abhalten ließ. Im April 2012 waren mein Mann und ich in Fowey, der Wahlheimat Daphne Du Mauriers. Es war ein wunderschöner sonniger Apriltag und als ich Ferryside, das Haus in dem Daphne Du Maurier lange gewohnt hat, betrachtete, brodelten unzählige Ideen in mir. Das gleiche Gefühl hatte ich jedes Mal in Greenway, dem Ferienhaus von Agatha Christie, das ich schon oft besucht habe. In diesen Momenten wurde mir immer wieder bewusst, wie wichtig das Schreiben für mich war und wie unsagbar fern ich mich davon fühlete. Warum ließ ich mich immer wieder davon abhalten? Wieso blieb der Wunsch trotzdem so hartnäckig in mir verankert? Noch heute ist mir manchmal so, als lächelten mich Agatha und Daphne an und würden sagen: „Schreib. Träume nicht davon, sondern schreib.“

Inzwischen habe ich es längst getan und ich bin selbst im Schriftsteller-Dasein angekommen. Aus meinen Träumen wurde Realität! Seit 2017 sind bereits meine ersten drei Romane bei dtv erschienen. Die nächsten drei sind geschrieben und auch sie haben ihre Heimat bei dtv gefunden. Aber so richtig verstanden habe ich es manchmal noch nicht. Dann will ich mich kneifen, um mich zu vergewissern, dass das wirklich meine Bücher sind, die da in der Buchhandlung vor mir liegen. Dass all das in meinem Kopf und aus meiner Fantasie und Disziplin heraus entstanden ist, kommt mir vor wie ein Traum. Ich bin meinem Verlag, meiner Lektorin und nicht zuletzt meinem Agenten unendlich dankbar dafür, dass sie an mich und meine Bücher geglaubt haben!

https://www.felicitywhitmore.de
https://www.facebook.com/FeliWhitmore/

Vielen Dank für die sehr interessanten Einblicke.
Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg
Weitere Rezensionen findet ihr unter http://www.helgasbuecherparadies.com

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