
Autorinnenvorstellung
Heute möchte ich euch die sehr sympathische Autorin Maria Nikolai vorstellen. Ich konnte Sie persönlich bei ihrer wunderbaren Lesung in Waldenbuch kennenlernen.
Vielen Dank, dass Du heute mein Gast bist.
Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Buch über das deutsche Viertel in New York und den Untergang des Ausflugsdampfers General Slocum zu schreiben?
Maria: „Das Thema war quasi ein Beifang der Recherche zum dritten Band der Schokoladenvilla. Auch dort ist das Setting New York, allerdings später, in den 1930er Jahren. Allerdings hatte ich mich umfassend eingelesen, und da der Untergang der Slocum das größte Trauma New Yorks vor 9/11 ist, habe ich dem Verlag diesen Stoff vorgeschlagen. Und nun sind beide Bände fertig.“
War von vornherein eine Dilogie geplant?
Maria: „Ja. Der Stoff ist auf zwei Bände angelegt, die zusammengehören. Es ist ein Buch, verteilt auf zwei Bände.“
Deine umfangreiche Recherche spricht nicht nur aus jeder Zeile, sondern lässt sich auch am umfassenden Anhang erkennen, in dem du die Hintergründe noch einmal beleuchtest. War das bei Little Germany aufwendiger als bei deinen anderen Büchern?
Maria: „Little Germany ist komplexer, weil dort mehrere historische Themen verknüpft sind: Der Kinderhandel in den deutschen Städten, die Vorbereitung einer Auswanderung, die Auswanderung selbst samt Überfahrt, und dann natürlich die Darstellung des deutschen Viertels – auch Deutschländle oder Kleindeutschland genannt. Im Zentrum steht die Katastrophe der Slocum, die minutiös den tatsächlichen Abläufen folgt. Auch der sich an das Unglück anschließende Prozess wird aufgearbeitet, in Band 2, der sich mit den Folgen des Unglücks und der Tatsache beschäftigt, dass Little Germany sich nie mehr von den Folgen der Katastrophe erholt hat. Deshalb wechselt der Schauplatz in Band 2 von Little Germany nach Yorkville, wo es sogar einen German Broadway gab, im Volksmund auch Sauerkrautboulevard genannt – heute die 86th Street.“
Warst du zu Recherchen persönlich in New York?
Maria: „Ja. Es stand ohnehin auf der Bucket List (lacht). Doch abgesehen davon wäre das Buch ein anderes, wenn ich nicht dort gewesen wäre. New York ist einzigartig, und den Vibe dieser Stadt muss man eigentlich erfahren haben, auch wenn man einen Histo schreibt.“
Hast du Little Germany denn gefunden in New York?
Maria: „Ja! Und ich konnte kaum glauben, dass es wirklich so aussieht, wie ich es mir anhand von Plänen, Beschreibungen und alten Bildern ausgemalt hatte! Vieles ist noch erhalten. In meinen Kinofeeling Lesungen habe ich die alten Bilder und meine aktuellen Aufnahmen gegenübergestellt. Little Germany ist nicht mehr deutsch, aber die Spuren der deutschen Vergangenheit sind überall…“
Foto: Copyright Chris Kröck
Ganz herzlichen Dank für die sehr interessanten Einblicke. Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg.