Gebhardt Heidi

#bloggerin #rezensionen #autorenvorstellung

🎙🎙🎙 Autorenvorstellung 🎙🎙🎙

Heute möchte ich euch die sympathische Autorin Heidi Gebhardt und ihre Tante-Frieda-Krimis vorstellen.
Sie erzählt, was sie als Selfpublisher erlebt hat und gibt sehr gute Tipps.

Liebe Helgas Bücherparadies-LeserInnen!

Sätze, die ihr von Autorinnen sehr oft lesen könnt:

1. Ich schreibe, seit ich laufen kann. (Nö)

2. Ich bin erst zum Schreiben gekommen, als die Kinder aus dem Haus waren. (Nö)

3. Ich bin mega erfolgreich und alle sind begeistert. (hätte ich gerne)

4. Ich wurde oft nominiert und habe viele Preise abkassiert (dazu müsste ich meine Bücher erstmal bei Ausschreibungen einreichen).

Ich möchte euch lieber erzählen, wie rasant die Entwicklung der Selfpublisher vor sich ging – dabei lernt ihr mich ein bisschen kennen und findet vielleicht den einen oder anderen Tipp, falls ihr auch ein Buch veröffentlichen wollt.

Erst als ich 2013 mit dem Schreiben meines ersten Romans „Tante Frieda“ fertig war, habe ich geschaut, wie und wo ich veröffentlichen kann. Es gab noch nicht die Möglichkeit, es einfach bei Amazon hochzuladen (oder es gab sie schon und ich habe davon nichts mitgekriegt) und bei BoD hat mir die Qualität nicht gefallen. Also: Eine Lektorin beauftragt (sehr wichtig!), das Buch setzen und das Cover professionell illustrieren lassen (auch sehr wichtig!), ISBN gekauft, bei VLB (Verzeichnis lieferbarer Bücher) eingetragen, Druckerei gesucht (eine, die Umweltfreundlich produziert), hochwertiges Papier ausgewählt. Gerechnet und kalkuliert (gelernt: der Buchhandel bekommt immer 40% , der Großhändler noch mehr). Buchhandlungen abgeklappert, Flyer produziert und ausgetragen. (Zum Glück ist meine Tochter Art Director und auch die Gestaltung der Cover liegt in ihren Händen). Das Buch wurde in den regionalen Zeitungen vorgestellt – das war eine große Hilfe!

Ich weiß noch, dass ich stolz wie Oskar war, als ich von einer Buchhändlerin zum allerersten Mal nach einer Lesung und meinem Honorar gefragt wurde. Völlig überwältigt sagte ich: Ich lese natürlich kostenlos!“ … und erntete dafür einen Blick, als sei ich komplett übergeschnappt. Sehr streng (wirklich sehr streng) antwortete die Buchhändlerin: „Das sagst du nie wieder! Du musst immer ein Honorar nehmen! IMMER! Was nichts kostet, ist auch nichts wert. Es ist dein Werk, deine Arbeit, deine Zeit – und das muss honoriert werden.“ Ich bin ihr noch heute dankbar dafür.

Nachdem ich fünf Mal hintereinander je 500 Bücher gedruckt und verkauft hatte (Wow, das liest sich toll: 5. Auflage!), wurde ich mutig und bestellte mit zitternden Knien gleich 1000 Exemplare auf einmal. Justament wurde ich vom Ullstein-Verlag entdeckt. Bei einem Verlag zu veröffentlichen hat Vorteile. So musste ich mich nicht mehr um die Produktion und den Vertrieb kümmern (Mein Mann, unsere Tochter und unser Sohn waren zum Bücherausliefern eingespannt und im Geheimen froh, diese Dienste nicht mehr übernehmen zu müssen). Alles andere, zum Beispiel Marketing fürs eigene Buch machen oder Lesungen organisieren, bleibt trotzdem. Große Verlage bewerben nämlich, auch bei vielversprechenden anderen und zeitgleichen Neuerscheinungen, nur einen einzigen „Spitzentitel“.

Mein Mann indes versuchte, nach den ganzen Erfahrungen, die ich gemacht habe, mich zu überreden ein Handbuch für Selfpublisher zu schreiben. „Ach“, sagte ich, „das braucht doch kein Mensch! Wie es geht, findet man doch im Internet!“ Mittlerweile gibt es diese Ratgeber-Bücher haufenweise. Was zeigt, der Bedarf ist doch vorhanden. Manche dieser Ratgeber-Autoren bezeichnen sich als „Selfpublisher-Pabst“, andere veröffentlichen selbstherrlich unnützes Wissen oder Selbstverständlichkeiten. (*Notiz an mich: Männer hauen immer tüchtig auf den Putz. Tun so, als hätten sie die Welt erfunden und erklären das gerne wortreich allen anderen. Unbedingt ein bisschen davon übernehmen – was ich hiermit versuche). Da fällt mir eine Begegnung auf der Buchmesse ein: An einem Stand erklärt mir ein älterer Herr (ohne mich zu kennen), was für ein toller Autor er ist und dass er mit seinem T-Shirt, auf das er seinen Buchtitel gedruckt hat, der absolute Prof ist, was Werbung angeht. Ich habe nicht gesagt, dass ich Autorin bin. Ich habe nicht gesagt, dass ich aus der Werbung komme und welche Etats ich betreut habe. Ich frage Euch: Muss man immer laut herausschreien, was man kann und macht? Diesbezüglich habe ich noch viel zu lernen.

Wenn ihr die Idee, ein Buch zu schreiben, wirklich ernst meint und ebenfalls selbst veröffentlichen wollt: Auf der FBM gibt es mittlerweile eine ganze Halle mit Angeboten und Vorträgen nur für Selfpublisher. Ihr findet dort Leute, die euch motivieren mit dem Schreiben anzufangen; Menschen, die euch „bei der Stange halten“; Andere, die erklären, wie man ein Exposé schreibt; einen Plot entwickelt, Charaktere schafft; AutorInnen die Schreib-Workshops halten; den Lektoren-Verband, Druckereien, Marketing-Fachleute und und und… Das erinnert mich an einen Cartoon: Die Buchmesse hat zwei Eingänge. Über der einen Tür steht „Leser“ über der anderen Tür „Autoren“. Durch die Tür „Leser“ trödeln zwei Menschen, vor der Tür „Autoren“ steht eine endlose Schlange. Gefühlt ist das momentan die Realität.

Wenn ihr versuchen wollt, über einen Verlag zu veröffentlichen, dann sucht zunächst eine Literaturagentur, denn viele Verlage lesen nur Manuskripte, die sie über eine Agentur empfohlen bekommen haben. Literaturagenturen findet ihr im „Uschtrin“, Handbuch für Autoren. Agenturen und Verlage wollen immer ein Exposé und 30 Seiten Leseprobe. Fürs Exposé schreibt man einfach auf einer halben bis ganzen Seite kurz und knackig, worum es in dem Buch geht, beschreibt die Handlungsstränge und den Ausgang. Für viele ist das Exposé das Schwierigste am Bücherschreiben überhaupt. Vielleicht geht mir das Schreiben eines Exposés so leicht von der Hand, weil ich als Kundenberaterin in Werbeagenturen verständliche Konzepte verfasst habe – und ein Exposé ist fast das Gleiche, nur in Kurz.

Wie geht ihr mit Kritik um? Ich musste es erst lernen. Ich meine jetzt nicht wohlwollende, konstruktive Kritik, sondern ifese, hinterhältige: Hanebüchene „Rezensionen“ auf entsprechenden Plattformen, bei denen man sofort erkennt: das Buch wurde niemals gelesen. Von einer erfolgreichen Beststeller-Autorin habe ich mir sagen lassen, dass hinter solchen „Beurteilungen“ neidische Kolleginnen stecken. Damit hatte ich nicht gerechnet, denn Neid ist etwas, was mir völlig abgeht.

Was mir passiert ist (und ich niemanden wünsche): Bei Lesungen wurde mir oft freudig und stolz von den ZuhörerInnen mittgeteilt, dass man bereits alle drei Romane von mir gelesen hätte. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt aber definitiv erst zwei geschrieben – und mich sehr gewundert, bis ich diesen ominösen dritten Titel zufällig bei Amazon entdeckte – in einer Reihe mit meinen. Jemand hat meine Figuren geklaut und „Tante Frieda… (irgendwas)“ als Titel genommen. Dieser Fake-Titel durfte natürlich nicht länger veröffentlicht werden, trotzdem war das mehr als ärgerlich. Es gilt: Wer zuerst nachweislich veröffentlicht hat, hat auch die Rechte. Prüft also erst genau, ob es euren Wunsch-Titel im gleichen Genre noch nicht gibt und schreibt bitte nicht von anderen ab. Glaubt mir, das wird von keiner Autorin, keinem Autor als Kompliment aufgefasst.

Es gibt einige Verbände und Vereine für SchriftstellerInnen die Treffen, Workshops, Ausschreibungen und Seminare für Autoren anbieten. Schaut, ob das für euch in Frage kommen kann. (Auch hier gilt: Da gibt es sehr viele nette und hilfsbereite Menschen, aber auch ein paar, die – warum auch immer – Informationen vorenthalten oder falsche Infos weitergeben.) Immer die

Augen offen halten und mit so vielen wie möglich sprechen.

Warum ihr trotzdem an gute Ideen glauben sollt:

Ich erinnere, dass mich mein Mann vor sehr langer Zeit überzeugen wollte (bevor es Google und Facebook gab) meine Rezepte und die neuen Gerichte, die ich aus Reste koche, im Internet zu veröffentlichen. Ich koche leidenschaftlich gerne und habe ein Faible für gute und naturbelassene Lebensmittel und kann außerdem Verschwendung nicht leiden. „Ach“, sagte ich, „Resteverwertung – das will doch keiner lesen, das ist so unsexy!“ Genau mit dieser Idee sind heute ein paar Menschen sehr erfolgreich und veröffentlichen Bücher und Filme. Wäre ich vielleicht damit reich und berühmt geworden?

Was ich damit sagen will: Hört auf euch und eure Freundinnen, Kumpel und EhepartnerInnen. Erkennt die guten Ideen! Wo liegen eurer Talente, euer Wissen? Sagt euch nicht, so wie ich: ‚Das weiß doch jeder‘ oder ‚Wer will das wissen‘? Denkt lieber darüber nach, was euch besonders viel Spaß macht und was davon ihr besonders gut könnt. Und dann macht ihr genau das. Just do it! Noch nie waren die Gegebenheiten für Startups so gut wie heute. Lasst euch nicht von Zweiflern verunsichern. Zweifelt vor allen Dingen nicht an euch selbst. Seid zuversichtlich und positiv – und haut ordentlich auf den Putz.

Herzlichst Eure Heidi Gebhardt
https://www.facebook.com/heidi.gebhardt.35/

Vielen Dank für die interessanten Einblicke und Tipps.
Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinen Büchern.
Weitere Autorenvorstellungen findet ihr unter
http://www.helgasbuecherparadies.com

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